Beckenboden - Training / (In) Kontinenz-Training

Im Beckenbodentraining scheinen sich drei unumstößliche Wahrheiten bis ans Ende aller Zeiten zu halten:

  • Du musst den Hintern richtig fest zusammenkneifen
  • Männer haben keinen Beckenboden
  • Du musst nur alles ganz doll anspannen, dann bleibste auch trocken.

Wir wollen natürlich nicht an tradierten Glaubenssätzen rütteln, würden Ihnen aber gerne eine andere, eine am ganzen Körper orientierte Sichtweise präsentieren - und Ihnen bei einem funktionellen Training helfen.

Weg von dem alles beherrschenden Gedanken: "Wie bleibe ich um jeden Preis trocken" dahin, dass ich frage: Wie integriere ich Beckenboden und Blase wieder in das Gesamtsystem Körper".

Es ist relativ unsinnig "den Beckenboden" oder auch die Blase isoliert zu trainieren, ohne zu verstehen, dass der Beckenboden abhängig ist von der Haltung, Beckenbeweglichkeit, Beckenfehlstellung, Kreuzbeinstellung, Atmung, Gewicht, Gewebszustand etc.. Diese Faktoren und natürlich auch die Lage der Gebärmutter, bei Männern die Prostata, Darmprobleme, Nierenprobleme, Medikamente etc. beeinflussen dann wieder die Blase genau wie psycho-vegetative Einflüsse - die Fähigkeit, Wasser zu lassen oder zu halten ist ein extrem komplexer Regelvorgang. Daraus nur ein oder zwei Elemente zu nehmen, z.B. "den Beckenboden kräftigen", führt oft dazu, dass Patientinnen uns berichten: Sie spannen, egal was sie tun
"unten immer an", und dann bücken sie sich und schon tropft es. Andere berichten, dass "sie etwas wie eine Faust im Unterbauch haben", andere spüren auch nach wochenlangem Training des Beckenbodens nichts.

Die Vorstellung, wie viele Frauen und Männer ihre Muskulatur des Beckenbodens, des Po, Bauchs verhärten und ständig zusammengezogen halten, bloß um "trocken zu bleiben", lässt einen erschaudern. Stellen Sie sich vor, Sie halten den Biceps 10 Stunden am Tag voll angespannt - wie beweglich ist der Arm dann noch? Die Kenntnis von der funktionellen Integrität von Blase und Beckenboden scheint sich bei vielen Therapeuten, Urologen und Gynäkologen noch nicht herumgesprochen zu haben.

Das einseitige, auf Kontraktion ausgerichtete Beckenbodentraining führt extrem zu falschen Muskelspannungen, Reduktion der Beckenmobilität, Entlordosierung der Lendenwirbelsäule (LWS) mit Rückenverspannungen und Verspannung der Bauchdecke mit Behinderung von Darm und Zwerchfell. Dieses führt zur Abflachung der Atmung. Ebenso wird die Sexualität negativ beeinträchtigt - wenn das Becken nicht wirklich mobil ist, wird es schwierig, sich miteinander zu bewegen. Wenn der Beckenboden der Frau zu verspannt ist, wird es schwierig für sie, den Mann in sich aufzunehmen oder "es wird zu eng" für ihn.

Nur ein Beckenbodentraining, das "integrativ" arbeitet, die vielen o.g. Faktoren berücksichtigt, das versucht, eine angemessene Spannung und Entspannung aufzubauen, ist wirklich hilfreich.

Und dazu gehört neben dem Training ein vertrauensvolles Miteinander, eine gute Information und Aufklärung durch den Therapeuten und eine Enttabuisierung des Themas Inkontinenz bzw. für Männer des Themas "Probleme beim Wasserlassen".

Für Beratung und Beantwortungen von Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.

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©Klaus Schoo