Transparenz unseres Unternehmens

Allgemeines:

Wie jedes andere Unternehmen auch, so ist die physiotherapeutische Praxis, wie auch jede Arztpraxis, ein Wirtschaftsbetrieb.

Das heißt, wir müssen so arbeiten, dass alle anfallenden Kosten und Rechnungen bezahlt werden können; dass Löhne, Gehälter, Sozialabgaben etc. gezahlt, Rücklagen gebildet werden können, „saisonale Schwankungen“ abgefangen werden können und auch tatsächlich genügend übrig bleibt, damit unsere Familien angemessen versorgt sind.

Dabei steht jede/r Therapeut/in, wie auch jeder Arzt oder Ärztin, in dem Spannungsfeld (manchmal vor der Quadratur des Kreises), das Optimum für den Patienten erzielen zu wollen, aber nur ein Minimum der Kosten erstattet zu bekommen. Mit der zunehmenden Tendenz, dass immer weniger Leistungen bezahlt werden und diese auch noch immer schlechter.

Dieses führt zu zunehmend geringeren Erträgen, schlechterer Wirtschaftlichkeit, erhöhtem Konkurrenzdruck - auch zwischen Ärzten und Physiotherapeuten -  und zunehmender Selbstausbeutung – etwas Typisches für soziale und medizinische Berufe.

Leider führt es auch dazu, dass Patienten viele Leistungen trotz horrender Kassenbeiträge zunehmend selbst bezahlen müssen. Viele Patienten fühlen sich unzureichend behandelt und beklagen, dass zu wenig Zeit für sie und ihr Leiden da ist.

Zeit ist im Gesundheitsbetrieb Geld.

Wie die Ärzte bekommen auch wir Physiotherapeuten nur einen gewissen Zeitaufwand vergütet.

Dazu eine kleine Aufwands- und Ertragsrechnung:

Aufstellung von Kosten und Aufwendungen unserer Praxis:

  • Miete
  • Kreditrückzahlung für Umbau und Investitionen
  • Lohnkosten
  • Lohnnebenkosten
  • Versicherungskosten
  • Kosten für Praxismanagement und Abrechnungssysteme
  • Kosten für Verwaltung
  • Eigene Kranken- und Sozialversicherung (d.h. der doppelte Beitragssatz: Arbeitgeber- und Arbeitnehmeranteil alleine 800,-€ gesetzliche Krankenversicherung und 800,-€ Rentenversicherung )
  • Mietnebenkosten und andere betriebliche Aufwendungen
  • Geräte-Neuanschaffungen und andere Investitionen
  • Fachverbände und Literatur
  • Zeitschriften
  • Verbrauchsmaterial
  • Fortbildungskosten
  • Steuern
  • U.v.m.

Gesamtkosten: jeden Monat ca. 9000,- €

Dazu im Vergleich die Vergütung durch die gesetzlichen Krankenkassen, wobei die AOK und BKKs die für uns Leistungserbringer schlechtesten Konditionen haben, die Ersatzkassen für uns etwas besser vergüten:

Pro Behandlung werden 15 - 20 Minuten vergütet zu einem Satz für Krankengymnastik von 14,13 €, das entspricht einem Stundenumsatz von brutto 42,39 € pro Therapeuten.

Für die Manuelle Therapie (mit Zertifikat), deren 3-jährige Zusatzausbildung ca. 6500,-€ (ohne Verdienstausfall) gekostet hat, zahlt die AOK 1,17 € pro Behandlung mehr. Die Vergütung durch die Ersatzkassen ist z.Zt. noch etwas besser (siehe Auflistung unten).

Stand 2014: Alle unsere Kosten sind deutlich in den letzten Jahren gestiegen, die Vergütung z.B. durch die AOK in den letzten 10 Jahren von 12,68 € auf 14,13 €, das entspricht einer Brutto-Erhöhung von 0,9% pro Jahr. Alle anderen Kosten sind in dieser Zeit neben der Inflation um 3-5% gestiegen.

Ärzte durften sich in den letzten beiden Jahren bei einem zugrunde gelegten Einkommen von 12-14.000,-€ pro Monat mal eben 4% mehr aus den Versicherungsbeiträgen genehmigen (wahrlich ohne bessere Qualität abzuliefern).

Wer Lust hat, kann sich ausrechnen, wie viele Stunden wir arbeiten müssen, um überhaupt einen Ertrag zu erwirtschaften, der versteuert werden kann.

Was leider von den Kassen überhaupt nicht berücksichtigt wird, ist die Tatsache, dass sie durch unser sehr zielgerichtetes Befunden und Behandeln, wirklich Kosten sparen. Unser Ziel ist es, die Anzahl der verordneten Therapien möglichst gering zu halten und somit unseren Beitrag zur wirtschaftlichen Effizienz zu leisten und zwar dadurch, dass es Ihnen möglichst schnell deutlich besser geht.

Privatpatienten

Von daher sind wir natürlich dankbar für Privatpatient/inn/en, da wir bei Ihnen einen erhöhten Satz für die gleichen Leistungen erheben dürfen, der immerhin wirtschaftlich angemessen ist und unsere Leistungen annähernd adäquat vergütet.

Erlaubt wäre das 2,6-fache der Kassensätze, tatsächlich erheben wir nur den 1,9-fachen Satz.

Privatpatienten werden bei uns nicht bevorzugt behandelt, weder bei der Terminvergabe, noch bei der Qualität der Behandlungen. Aber ohne sie könnte keine Praxis mehr rentabel arbeiten, wir auch nicht.

Auch wenn es etwas platt klingt: Unsere Privatpatienten sorgen tatsächlich für einen sozialen Ausgleich, indem sie es uns durch „Quersubvention“ ermöglichen, gesetzlich versicherte Patienten zu den unten genannten schlechten Vergütungen behandeln zu können.

Wir haben uns 2013 erlaubt, den Vergütungssatz für Privatpatienten vom 1,6-fachen auf den 1,9-fachen Satz der GKV (vom Stand 2007) anzuheben. Dieses entspricht dem ortsüblichen Satz, das Bundessozialgericht lässt sogar den 2,6-fachen Satz als Regelabrechnungssatz zu.

Einige Privatkassen erstatten nur den 1.6-fachen Satz, evtl. müssen Sie einen kleinen Teil selbst übernehmen. Sie können dagegen bei Ihrer Kasse vorgehen, die den ortsüblichen Satz erstatten muss, der lässt beides zu, 1,6 oder 1,9-fachen Satz.

Natürlich haben die Privaten Kassen eingroßes Interesse daran, den Leistungserbringern möglichst die absolut niedrigsten Sätze zu erstatten, ohne jede Kenntnis darüber, wie effizient die Therapie ist oder welche anderen Kosten (z.B. OPs, Medikamente, teure Diagnostik etc.) den Kassen erspart bleiben durch unsere Behandlungen.

Wir werden ab 2014 auch für gesetzlich Krankenversicherte (GKV) Änderungen einführen:

Viele Ärzte verschreiben den Patienten „6x KG“, schreiben angebliche Diagnosen auf die Verordnungen, die nichts als lateinische Namen sind für Symptombeschreibungen. Einige Beispiele:

  • „Ischio-lumbalgie“: Keine Ahnung warum, aber der Patient hat Rückenschmerzen, unten. . .
  • „radikuläre Ausstrahlungen“: Es strahlt irgendwie ins Bein (leider hat der Arzt keine Ahnung was ausstrahlt, seltenst die Radix, er weiß leider nicht, wie das getestet wird. . .)
  • „Cervical-Syndrom“: Patient hat irgendwie Schulter-Nacken-Schmerzen. Woher? Keine Ahnung.
  • „Epicondylitis“: Oh, Patient hat Tennisarm, spielt aber weder Tennis noch Maus. Eine Diagnose wäre: Blockierung 2. Rippe, Blockierung C5/6 oder scaphoid-Blockierung führt zu Reizung des m. ecrb oder Störung im radio-ulnar-Gelenk oder Mobilitätsstörung der Leber oder.. oder..oder. Das wären Diagnosen. Hat der Arzt keine Ahnung von, seltenst die Orthopäden (Ein Dr. Winter sei ausdrücklich davon ausgenommen!! Er versucht wirklich zu diagnostizieren!! Und natürlich Prof. Dr. Meyer-Holz in OL, ein Orthopäde und Manualtherapeut ohne jede Arroganz).

Wenn dann diese Ärzte ohne jede Ahnung 6x KG aufschreiben und meinen, wir sollen mit Gymnastik und Massage, bisschen Dehnung etc. herausfinden, was die Ursachen für Schmerzen, Bewegungsstörungen etc. sind und diese heilen, ist das schon extrem seltsam und ignorant.

Ich bemühe mich, mit meinen Kenntnissen und Fähigkeiten, die Diagnose, die der Arzt nicht stellen kann, zu stellen und entsprechend ursächlich zu behandeln. Die meisten Ärzte wissen das. Deshalb werden wir die Patienten bitten, die mit „6x KG“ falsch ausgestellten Verordnungen entsprechend korrigieren zu lassen auf „6x Manuelle Therapie (MT)“. Ansonsten gibt es wirklich Gymnastik und das wäre einfach Verschwendung, gerade wenn Bewegungsstörungen am Skelett die Ursache sind, und die kann man eben nur mit MT behandeln. Wenn der Arzt das nicht machen sollte, aber eine spezifische Behandlung bei Ihnen angezeigt ist, müssen Sie den Differenzbetrag von 2,50 € pro Behandlung selbst tragen oder sich einen anderen Therapeuten suchen. Ihr Arzt darf sich bei Fragen gerne an mich wenden. Ich will einfach nicht mehr das Budget-Sparprogramm der Ärzte auf meine Kosten austragen lassen. Wir machen in unserer Praxis hervorragende Arbeit, ich habe selbst ca. 60.000 € in meine Fortbildungen investiert und lasse mich nicht weiter bezahlen, wie ein Berufsanfänger oder andere minderqualifizierte Therapeuten. Gute Diagnostik und Behandlung hat ihren Preis.

Vergütungstarife der Krankenkassen (pro 20 Minuten-Behandlungseinheit): Stand Frühjahr 2014

Leistungen AOK, BKK,
Knapp­schaft, IKK
Ersatzkassen
BEK, TK, DAK, GEK, HKK, LKK
Privatpatienten
(Beihilfesatz)
Massagen 10,25 € 10,55 € 16,38 €
Krankengymnastik 14,50 € 15,43 € 23,00 €
Manuelle Therapie 15,80 € 17,10 € 27,00 €
Elektrotherapie
(pro Anwendung)
4,01 € 4,45 € 7,36 €
Manuelle Lymph-
Drainage (30 Min.)
15,70 € 15,90 € 23,00 €

Wir sind verpflichtet, für die gesetzlichen Krankenkassen den Eigenanteil der Patienten an den Behandlungskosten zu kassieren: 10,-€ Praxisgebühr pro Rezept sowie 10% des Rezeptwertes als Behandlungsgebühr. Jeder Formfehler (auch nicht von uns verschuldete) auf dem Rezept geht zu unseren Lasten und führt zur Nichterstattung geleisteter Behandlungen.
Deshalb wird jede Heilmittelverordnung von uns auf Richtigkeit kontrolliert, bei Fehleinträgen bitten wir die Patienten, diese vom Arzt korrigieren zu lassen, vor Beginn der Therapie, mit Unterschrift des Arztes und Datum.

Nur, falls es Sie interessiert, hier noch einige Gedanken zur „Gesundheitspolitik“:
(Stand Herbst 2010), vielleicht etwas provokant, aber ...

  • es ist einfach ungerecht, wie jüngst beschlossen, Kostensteigerungen im Gesundheitssystem, kaum begrenzt jedem Beitragszahler aufzubürden, 80–100 € pro Person, für sie, 80-100 € für ihn pro Monat sind möglich ... viel Geld für ein Paar mit Kindern, unabhängig vom Einkommen ... schade eigentlich, denn gerade sie erhalten die letzten Reste des Fundamentes unserer Gesellschaft am Leben und sorgen für den „Unterbau“ der alternden Gesellschaft.
  • andererseits ist es richtig, steigende Gesundheitsausgaben der „alternden Gesellschaft“ von den Arbeitskosten abzukoppeln. Denn: warum sollen unsere Kosten für unsere ArbeitnehmerInnen noch weiter steigen, bloß weil wir immer älter und teurer werden, weil immer weniger in das „Solidarsystem Gesundheitswesen“ einzahlen, weil mächtige Lobbies richtig Kohle verdienen wollen, weil immer mehr Leute so richtig ungesund leben ...
  • wenn man schon immer mehr Geld ins System pumpen will, darf man nicht die durch höhere Beiträge bestrafen, die sich möglichst gesund verhalten, sondern man muss schauen, dass man Risikogruppen entsprechend „risiko-versichert“: sei es über deftige Steuern auf Alkohol, Zigaretten und besonders Zucker!!!! oder andere industrielle Sucht- und Zusatzstoffe, aber auch auf Fleisch, weil wir fast alle viel zu viel Fleisch essen, mit all den katastrophalen Folgen für unsere Gesundheit, die Tiere, das Klima, die Kosten ... aber auch z.B. Risiko-Sportarten müssen sich entsprechend versichern: warum müssen wir alle die Kosten tragen, bloß weil sich Motorradfahrer lieber zerlegen, als an Verkehrsregeln zu halten; warum müssen wir alle die Kosten tragen, bloß weil einige oder viele Skifahrer ihre Kreuzbänder ihrem Spaß opfern ... und noch viele Beispiele mehr. Sowas höhlt das Solidarsystem dann auch sehr aus. Es wäre eben angewandtes Verursacher-Prinzip ... Übergewicht wäre da auch so ein (Kosten-)Thema.
  • Fakt ist: wir finanzieren zu über 70% Zivilisationsschäden durch unangepasste Lebensweise und ständige Zunahme von Alter und entsprechenden Alterserkrankungen. Die logische Folge müsste doch sein, dass wir alle versuchen, Zivilisationsschäden zu reduzieren und die Entwicklung der Alterungskosten von denen der allgemeinen Gesundheitskosten abzukoppeln. Ich bitte mich nicht falsch zu verstehen: aber wo führt es hin, wenn unsere Gesellschaft nur noch die Kosten für die alten Menschen aufbringen kann und die momentanen Leistungsträger nur noch zahlen und immer schlechter versorgt werden.
  • Das sind leider Fragen, denen wir uns stellen müssen – es wird nicht immer gerechte Antworten darauf geben. Aber so wie es momentan geschieht, alle Kosten für alle Fehlentwicklungen auf alle umzuverteilen und alles immer teurer werden zu lassen, ist unsinnig und komplett ungerecht.
    P.S.: Dieses ist bestimmt kein Plädoyer gegen alte Menschen: ich respektiere zutiefst die ungeheuren Leistungen, die viele von ihnen vollbracht haben und den sozialen und wirtschaftlichen Grundstein gelegt haben, für unser reiches Leben heute.

Es sind Gedanken zu diesem schwierigen Thema, nicht der Weisheit letzter Schluss.

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©Klaus Schoo